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Die Gemeinde

Aus der Geschichte der Gemeinde Stockelsdorf

Schon vor etwa 2000 Jahren siedelten Menschen im Gebiet östlich der Morier Straße und nördlich der Dürerstraße. Eine erste urkundliche Erwähnung für eine Siedlung auf dem Gebiet der heutigen Gemeinde Stockelsdorf liegt für das Jahr 1215 vor. Hier wird Butingeberge (auch Buttiggeberge, Bargen, Bergen und heute noch Bargerbrück) genannt und zwar vom holsteinischen Grafen Albert als Besitz des Bistums Lübeck. Papst Honorius III bestätigt dies dem Lübecker Bischof Bertold 1216.
Wann Stockelsdorf gegründet worden ist, ist leider nicht bekannt. Im Jahre 1303 wird in einer Urkunde der Verlauf der westlichen Grenze Lübecks beschrieben. Diese wurde gebildet durch den Bau eines Grenzgrabens (heute: Landgraben) zwischen Lübeck im Osten und Stockelsdorf, Steinrade und anderen Dörfern im Westen. Die urkundliche Beschreibung dieses Grenzverlaufs stellt das erste überlieferte Zeugnis Stockelsdorfs dar. Wenig später, im Jahre 1320, verkauft Ritter Burchard von Otteshude Stockelsdorf mit dem Dorf Bergen und der dortigen Mühle an den Lübecker Bürger Emelreich Pape. So ist Ritter Burchard von Otteshude der erste uns bekannte Besitzer Stockelsdorfs. Nach dem der Lübecker Bertram Vorrad 1333 Stockelsdorf mit Bergen gekauft hat, bestätigt Graf Johann III von Holstein 1344 ihm den Besitz und nennt dabei als Zubehör auch den Neuhof (auch Nienhof, Murryen, Mori), der bis 1528 bei Stockelsdorf verbleibt.
Wilhelm von Calven ist 1433 Gutsherr auf Stockelsdorf. Seine Familie besitzt das Gut über ein Jahrhundert. Daran erinnern die drei sechsstrahligen Sterne in Gold im Wappen der Gemeinde Stockelsdorf, sie stammen aus dem Familienwappen der Calvens. 1568 erwirbt der Lübecker Bürgermeister Dietrich von Broemse das Gut. Auch seine Familie bleibt über 100 Jahre auf Stockelsdorf.
Als 1761 der Hamburger Major Georg Nicolaus Lübbers Stockelsdorf von dem Sekretär des Lübecker Domkapitels Lukas Klippe erwirbt, beginnt die Blütezeit unserer Gemeinde. Der welterfahrene Lübbers, erst 1786 von Kaiser Joseph II nobilitiert, hatte in russischen, holländischen und englischen Diensten militärische Erfolge errungen. Dabei hatte er insbesondere in Ostindien ein ansehnliches Vermögen erworben. Durch die Heirat mit Maria Catharina Baur, Tochter des reichen Altonaer Kaufmanns und Bürgermeisters Johann Daniel Baur, konnte er sein Vermögen nochmals erheblich vergrößern. Lübbers war Gutsbesitzer, erfolgreicher Kaufmann und ideenreicher Unternehmer. Als erstes baute er das Stockelsdorfer Herrenhaus, das von einer französischen (barocken) Gartenanlage umgeben war. Er betrieb eine Bierbrauerei, eine Branntweinbrennerei sowie eine Essigfabrik und mit Balthasar Wagner eine Spielkarten- und Tapetenfabrik.
Die berühmte Stockelsdorfer Fayencemanufactur gründete Georg Nicolaus Lübbers 1771. Ihre Produkte erreichten europäischen Rang und bildeten den glanzvollen Ausklang der Fayencekunst im Ostseeraum. Ihre Produkte wie Öfen, Teller, Platten, Potpourris, Schreibzeug, Bierkrüge und vieles mehr waren bei Adel und Großbürgern in Europa beliebt und heute in vielen Museen des In- und Auslandes zu bewundern. Ein Putto und weitere Fayencen begrüßen heute die Besucher des Restaurants im Stockelsdorfer Herrenhaus. Professor Ulrich Pietsch hat im Jahre 1987 die kunsthistorische Bedeutung dieser Manufaktur in dem Bildband „Stockelsdorfer Fayencen“ gewürdigt.
Aus dem Wappen der Familie von Lübbers wurden die drei goldenen nach oben gerichteten Pfeile in das Gemeindewappen übernommen.
Das seit 1528 eigenständige Mori mit dem von dem Lübecker Ratsherrn Adrian Müller 1637 erbauten Gutshaus umfasste im 18. Jahrhundert auch das Gebiet um die heutige Segeberger Straße bis zur Lübecker Stadtgrenze. Als 1753 der Morier Gutsherr und dänische Kammerherr Heinrich Otto von Albedyll seinem verdienten Gutsverwalter Philibert Fack ein großes Grundstück direkt vor Lübeck überließ, ahnte wohl noch niemand, dass hier das spätere Zentrum Stockelsdorfs sein würde. In der reichsfreien und Hansestadt Lübeck waren Steuern und Abgaben hoch und die Zünfte wirkten reglementierend. Im holsteinischen Mori regierte der König von Dänemark als deutscher Herzog von Holstein. Hier konnte Philibert Fack gut ausgebildete Juden, die 1799 einen eigenen Friedhof erhielten, ansiedeln. Schnell entwickelte sich vor den Toren Lübecks eine rege Handels- und Gewerbetätigkeit; der nun Fackenburg genannte Ort zählte schnell mehr Einwohner als die umliegenden Dorfschaften wie Stockelsdorf. Noch heute erinnert die Fackenburger Allee in Lübeck, der Fackenburg-Stockelsdorfer Quartettverein von 1857 und die Fackenburger Liedertafel von 1883 an Philibert Fack und sein Fackenburg.
Die Gemeinde Stockelsdorf besteht heute aus der Kerngemeinde und zehn Dörfern. Im Jahre 1803 sah es ganz anders aus. Zum Fürstbistum Lübeck (ab 1804 Fürstentum Lübeck) gehörten die Güter des Lübecker Domkapitels und die Vikariendörfer Arfrade, Pohnsdorf, Klein Parin, Horsdorf und Obernwohlde. Der Großherzog von Oldenburg als Landesherr bildete 1857 größere Gemeinden: Pohnsdorf, Klein Parin und Horsdorf gehörten jetzt zur Gemeinde Rensefeld, Arfrade zur Gemeinde Obernwohlde. Zum Herzogtum Holstein gehörten 1804 Stockelsdorf, Mori, Steinrade und Eckhorst. Die Lübecker Stadtstiftsdörfer Curau (zum Teil), Dissau, Krumbeck und Malkendorf standen unter Lübecker Landeshoheit.
Nachdem im deutsch-dänischen Krieg 1864 Preußen und Österreich Dänemark in der Schlacht auf den Düppeler Schanzen besiegt hatten, unterstand das nun im Norden bis zur Königsau vergrößerte Schleswig preußischer und Holstein österreichischer Verwaltung. Im Kampf um die Vormachtstellung in Deuschland besiegte dann Preußen 1866 in der Schlacht bei Königgrätz Österreich. Auch Holstein wurde nun preußisch, aber mit einer Ausnahme.
Und das kam so: Der Fürst von Lübeck erhob als Großherzog von Oldenburg (heute Niedersachsen) nach den beiden Kriegen Erbansprüche auf Schleswig und Holstein. Diese Ansprüche wurden von Preußen zwar erbrechtlich im Grundsatz anerkannt, aber machtpolitisch nicht. Als Kompromiss trat Preußen dem Großherzog von Oldenburg im Berliner Vertrag von 1866 das Amt Ahrensbök und die Lübschen Güter Stockelsdorf, Mori, Eckhorst und Großsteinrade ab; sie wurden also nicht preußisch sondern oldenburgisch.
Am 30. März 1876 hat dann der Großherzog von Oldenburg als Fürst von Lübeck die Gemeinde Stockelsdorf bestehend aus den Dorfschaften Stockelsdorf, Mori, Eckhorst und Großsteinrade gebildet. Damit gehörte Mori nach 348 Jahren wieder zu Stockelsdorf.

1933 umfasste die Gemeinde Stockelsdorf Mori, Groß Steinrade, Eckhorst, Curau, Obernwohlde, Arfrade,Horsdorf, Klein Parin und Pohnsdorf. Als 1937 auch Curau (lübscher Teil), Dissau, Krumbeck und Malkendorf zu Stockelsdorf kamen, hatte die Gemeinde ihre größte Ausdehnung erreicht. Mit der Gemeindereform 1970 ging Großsteinrade (mit Teilen Moris) an Lübeck.

Fester Bestandteil des Lebens in der Gemeinde Stockelsdorf ist die Friedrich Bluhme und Else Jebsen Stiftung. Sie fördert Vereine, Schulen, Kindergärten, Kirchen, Feuerwehren und vieles mehr. Das Stiftungskapital brachte Friedrich Bluhme Jebsen auf. Er war mit seiner Hamburger Pralinenfabrik Jebsen & Co der beste Kunde der Lübecker Marzipanfabrik von Minden & Bruhns in Stockelsdorf, 1910 als Teilhaber in die Marzipan-Fabrik eingetreten und einige Jahre später ihr alleiniger Inhaber geworden. Über Jahrzehnte bis zu seinem Tod 1960 prägte dieser erfolgreiche Unternehmer die Entwicklung der größten Stockelsdorfer Firma. Neben Marzipan wird auch Nougat und Kuvertüre in großen Mengen produziert. Kunden in über 50 Ländern verarbeiten diese Stockelsdorfer Produkte weiter; die Firma wächst ständig. Das frühere Wohnhaus des Friedrich Bluhme Jebsen, die Villa Jebsen auf dem Mühlenberg, dient heute der Gemeinde als Bücherei, Jugendtreffpunkt und Kulturzentrum.

In der Gemeinde Stockelsdorf wohnen heute etwa 17.000 Bürger/innen, davon etwa 3.500 in den zehn Dörfern. Die Attraktivität des Ortes wurde kontinuierlich gesteigert. Im Ortsmittelpunkt konnte Stockelsdorf durch neue Einzelhandelsflächen, ein neues Gesundheitszentrum und mehr Büroflächen seine Zentrumsfunktion wesentlich ausbauen. Und somit die zentrale Grundversorgung für die Stockelsdorfer/innen immer besser gewährleisten. Mit dem gelungenen Kirchenvorplatz wurde auch ein Ort der Besinnung und Ruhe geschaffen.

Auf die zweimal wieder gewählte Bürgermeisterin Brigitte Ralf-Behrmann folgte 2018 die Juristin Julia Samtleben als Verwaltungschefin. 2024 wurde auch Julia Samtleben wiedergewählt - im ersten Wahlgang mit deutlicher Mehrheit.

Zu historischen Fragen wenden Sie sich bitte an den Gemeinnützigen Bürgerverein Stockelsdorf von 1977 e.V., der historische Dokumente und alte Bilder von Stockelsdorf sammelt.

Vorsitzende: Frau Andrea Ehmcke, andrea.ehmcke@web.de oder Jens Clauß, jensclauss48@web.de

(Autor: Jens Clauß)

Das Gemeindewappen

Das Gemeindewappen nimmt ausschließlich Bezug auf die beiden Gutsbesitzerfamilien von Calven und Lübbers.
Aus dem Wappen der Familie von Calven wurden die Sterne übernommen, das Bündel der drei Pfeile stammt aus dem Lübbers-Wappen.
Die Schilder beider Wappen waren blau, wie auch heute das Gemeindewappen.

Stockelsdorf Heute

Aus den kleinen Ansiedlungen von damals ist heute eine blühende Großgemeinde am Stadtrand von Lübeck geworden. Sie besteht aus dem Hauptort Stockelsdorf und den 10 Dorfschaften Arfrade, Curau, Dissau, Eckhorst, Horsdorf, Klein Parin, Krumbeck, Malkendorf, Pohnsdorf und Obernwohlde. Während die Dorfschaften weitgehend ihren ländlichen Charakter behalten haben, präsentiert sich Stockelsdorf selbst als moderner und lebendiger Ort mit städtischen Grundzügen.
Besonders sichtbar wird dies am Eingang des Ortes, dem sogenannten Stockelsdorfer Tor, wo sich die beiden Hauptverkehrsstraßen Ahrensböker Straße und Segeberger Straße treffen. Nachdem hier in den 90iger Jahren durch die Errichtung von Wohn- und Geschäftsanlagen und dem Hotel „Lübecker Hof“ maßgeblich das Erscheinungsbild umgestaltet worden ist, wurde 2002 eine gläserne Pyramide mit einem gastronomischen Betrieb geschaffen, die mit ihrer besonderen Architektur interessante Akzente setzt und zugleich die Silhouette Stockelsdorfs abrundet.
Der belebte Ortskern mit seinen zahlreichen Geschäften bietet Einkaufsmöglichkeiten für Jung und Alt. Viele kleine Fachgeschäfte und etliche große Verbrauchermärkte bieten ein breites Spektrum an Waren.
Für die Freizeitgestaltung stehen eine gut sortierte Gemeindebücherei, eine Volkshochschule, ein Jugendzentrum und zahlreiche Vereine zur Verfügung.
Sportlichen Aktivitäten kann auf den verschiedenen Sportplätzen und in den zahlreichen Sporthallen in Stockelsdorf beziehungsweise Dissau nachgegangen werden.
Das denkmalgeschützte Herrenhaus mit seinem weitläufigen Park bietet viele Möglichkeiten sich zu entspannen. Im Foyer des historischen Gebäudes, das von 2000 - 2003 aufwändig saniert worden ist, sind zahlreiche Produkte der bedeutenden Stockelsdorfer Fayence-Manufaktur zu bewundern. Ebenfalls im Erdgeschoss des Gebäudes befindet sich das stilvolle und elegante Trauzimmer des Standesamtes Stockelsdorf und ein Restaurant, welches mit regionaler und mediterraner Küche zum Verweilen einlädt.
Wegen der guten Verkehrsanbindung durch Bus und Straße können auch die Vorteile der Städte Lübeck und Bad Schwartau gut genutzt werden. Hier gibt es Theater, Museen, Schwimmhallen, Freibäder und vieles mehr.

Stockelsdorf in Zahlen

Katasteramtliche Fläche: 56.703.807 m² (Stand: Juni 2016)

Und die Einwohnerzahl : 17.755 (Stand: Dezember 2017)