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Obernwohlde

Als Grundherren über Obernwohlde sind die holsteinischen Adelsgeschlechter Pogwisch und von Godendorp zu nennen, so dass seit Gründung des Dorfes um 1300 bereits 2 Dorfhälften bestanden, die später mehrmals ihren Besitzer wechselten. Die Dorfgründung gehört zu den letzten im Bereich der Rodungen des alten Hainholzes, einem sich bis zum 13. Jahrhundert weit um Lübeck erstreckendes Urwaldes. Obernwohlde = Overenwolde bedeutet soviel wie "hinter dem Wald gelegen". Urkundlich wird Obernwohlde 1320 erstmals erwähnt. Im 15. Jahrhundert war der Hopfenanbau in Obernwohle stark verbreitet, so dass auch viele Hufner den Familiennamen Höppner trugen. Bis 1501 kommt durch Kauf- und Tauschverträge schließlich das gesamte Dorf Obernwohlde in den Besitz des Domkapitels zu Lübeck, bleibt aber zwei verschiedenen Lübecker Vikarien zugeordnet, so dass es bis 1803 zwei Bauernvögte in Obernwohlde gab. Durch einen langen Streit zwischen Domkapitel und Pogwisch-Erben kamen die Obernwohlder Bauern auch in ein peinliches Doppelverhältnis bezüglich der Frondienste. Erst 1598 konnte der Streit beigelegt werden, allerdings verblieb die Krumbecker Hofkoppel ohne Bauern (erst Ende des 18 Jahr. entstand der Krumbecker Hof, auch "Obernwohlder Hof" genannt) den Pogwisch-Erben.

Ende des Dreißigjährigen Krieges ist auch Obernwohlde größtenteils zerstört und wird in der zweiten Hälfte des 17. Jh. als "Rundling", so wie wir es heute noch in seinem Kern vorfinden, wieder aufgebaut. Aus dieser Zeit stammen noch zwei restaurierte Katen: die Doerpskaat (seit 1994 Dorfgemeinschaftshaus) und die Poeppelsche Kate, die 1685 erbaut wurde.

Seit 1803 gehört die Landgemeinde (mit den Dorfschaften Obernwohlde, Arfrade und Cashagen) zum Fürstbistum Lübeck im Großherzogtum Oldenburg. 1820 wird in Obernwohlde eine Schulkate (Poststraße 8) errichtet, in der ein Schuster die Kinder in den Wintermonaten in Lesen und Schreiben von Bibeltexten unterrichtet. Seitdem nach 1914 zehn Jahre lang kein Lehrer in Obernwohle tätig war, baute man 1924 die Gemeinschaftsschule zwischen Krumbeck und Obernwohlde für beide Dörfer. Sie hatte bis 1970 Bestand.

1855 hat Obernwohle 245 Einwohner und besaß 9 Vollhufen, 1 Halbhufe, 6 Eigenkaten und 4 Altenteilkaten, die Schule, das Wirtshaus (Am Brink 11), die Schmiede (Am Brink 5) und eine Hökerei. 1882 wird die Freiwillige Feuerwehr Obernwohlde gegründet. 1912 vernichtete eine große Feuersbrunst 3 Höfe. In neuerer Zeit wurde der Lindenhof immer wieder von Feuern heimgesucht. Um 1900 zählt das Dorf nur noch 130 Einwohner und von der 411 ha großen Fläche der Dorfschaft sind 375 ha ackerbaulich und 38 ha als Wiesen genutzt. Es gab nur 7 ha Holzungen. Von dem hervorragenden Boden profitiert heute allerdings nur noch ein Landwirt als Vollerwerbsbauer mit Getreide- und Rapsanbau, alle anderen gaben auf. Daneben gibt es noch einen verpachteten Schweinemastbetrieb.

1937 wurde auch die Landgemeinde Obernwohlde preußisch, kurze Zeit später durch Gebietsreform in die Großgemeinde Stockelsdorf eingegliedert. In Folge des Zweiten Weltkrieges kamen nicht nur polnische Fremdarbeiter und französische Kriegsgefangene ins Dorf, sondern auch viele Flüchtlinge aus den deutschen Ostprovinzen, so dass die Einwohnerzahl des Dorfes 1946 auf 336 anstieg. Viele wurden später umgesiedelt, doch einige blieben auch bis heute in Obernwohlde.

Seit 1975 ist das Dorf mit seinen 150 Einwohnern dann beständig erweitert und ausgebaut worden. Zunächst waren es die Häuser der Siedlung Apfelgarten, ab 1978, nachdem die Flurbereinigung eine neue Straße nach Dissau gebracht hatte, entstand für bauwillige Lübecker die Siedlung Poststraße / Plumstruck. Seit kurzem ist auch die Siedlung Gillwisch an der Heilsau vervollständigt worden, die den Obernwohldern vorbehalten blieb. Durch die geltende Abrundungssatzung sind nun nur noch Grundstücksteilungen möglich, so dass sich die Einwohnerzahl des Dorfes bei ca. 280 einpendeln wird.

Einkaufen oder ins Wirtshaus gehen kann man schon seit Jahren nicht mehr in Obernwohlde. Aber alljährlich treffen sich die Dorfbewohner auf dem Dorf- und Kinderfest oder dem Strohballenfest der FFW zum gemütlichen Beisammensein.

Die meisten Bewohner gehen in Lübeck oder anderen Städten und Gemeinden der Region zur Arbeit, einige wenige haben sich selbständig gemacht und sind z. B. im Bereich der Kommunikationstechnik, der Personenbeförderung beziehungsweise mit einer Naturkostpension unternehmerisch tätig.

Obernwohlde hat 269 Einwohner:innen (Stand: 20.06.2022).

(Quelle: Festschrift 700 Jahre Stockelsdorf)

Vorstellung des Dorfes durch den ehemaligen Dorfvorsteher Erhardt Neu:

Obernwohlde, im Süden des Kreises Ostholstein gelegen, wurde erstmalig 1320 urkundlich erwähnt. Um einen großen Anger sind die Bauernhäuser und Katen kreisförmig angeordnet, wie bei einem germanisch / wendischen Rundling üblich.
Der dörfliche Charakter ist hier im besonderen Maße erhalten geblieben.

Derzeit hat Obernwohlde 290 Einwohner und eine landwirtschaftliche Fläche von 400 ha.

Folgende Sehenswürdigkeiten gibt es in Obernwohlde:

Die Doerpskaat (Am Brink 22)
Das denkmalgeschützte um 1690 errichtete Zweiständer-Hallenrauchhaus wurde nach umfangreichen Renovierungsarbeiten am 06. Dezember 1994 als Dorfgemeinschaftshaus "Doerpskaat" eingeweiht. Die Doerpskaat, im Eigentum der Gemeinde Stockelsdorf, wird vom Verein "Doerpskaat e.V." verwaltet und kann von allen Bürgerinnen und Bürgern und Vereinen der Gemeinde zu festgelegten Anlässen angemietet werden.
Nachfragen und eventuell Anmeldung bei: Erhardt Neu, Am Brink 7, Telefon: 04506 627 (Vorsitzender des Vereines)

Die Pöppelsche Kate
Das renovierte denkmalgeschützte im Privatbesitz befindliche Dreiständer-Hallenhaus wurde 1685 errichtet. Besonders sehenswert ist die Nordgiebelseite des Hauses mit der "Grootdoer".

Der Dorfanger
Ein großer von Bäumen umsäumter Rasenplatz, der Kinderspielplatz und der Dorfteich bilden den Mittelpunkt des Dorfes. Auf ihm herrscht häufig reges Treiben, lädt aber auch zur Rast und Besinnlichkeit ein.

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Erhardt Neu