Ostergrüße der Bürgermeisterin Julia Samtleben
die ersten richtig schönen Sonnentage dieses Jahres liegen hinter uns, alles fängt an zu grünen und zu blühen. Doch dieses Jahr ist alles anders sonst. Das COVID-19 Virus zwingt das öffentliche Leben in seine Bahnen. Ostern steht vor der Tür und auch Ostern wird dieses Jahr anders sein.
Es gibt keine Ausgangssperre in Schleswig-Holstein, aber es gibt in diesem Jahr auch keinen Ostertourismus, nicht mal Tagestouristen aus anderen Bundesländern dürfen an unsere schönen Strände. Wir hier in Ostholstein dürfen zwar an den Strand, müssen uns aber alle die Frage stellen, ob das richtig ist. Ob wir müssen. Natürlich müssen wir raus an die frische Luft, wir brauchen Bewegung, aber geht das nicht auch in unserem Garten, in unserer Nachbarschaft, auf dem Feld oder dem Wald vor unserer Tür. Müssen wir wegen des vergessenen Olivenöls wirklich noch mal in den Supermarkt? Wegen eines Brötchens in der Mittagspause dringend zum Bäcker? Viele von uns tragen Mundschutz. Die Supermärkte verteilen kostenlose Einmalhandschuhe und Desinfektionsmittel. Alle Veranstaltungen sind abgesagt.
Es gibt keine Osterfeuer. Und keinen Osterbrunch mit der Familie. Kein Eiersuchen mit Oma und Opa im Garten. Familienbesuche sind nicht ausdrücklich verboten, wenn sie sich im Rahmen halten, d.h. nicht mehr als 10 Personen zusammentreffen, bei denen es sich um in gerader Linie Verwandte handelt, aber sie sind auch nicht erwünscht. Wir wissen alle, warum wir diese Einschränkungen unser Grundrechte hinnehmen (müssen): Es geht um den Schutz der Älteren und Schwächeren, aber auch um den Schutz unseres Gesundheitssystems und des Wirtschaftssystems. Denn weder unsere Krankenhäuser noch unsere Unternehmen würden es aushalten, wenn fast alle Deutschen fast auf einen Schlag krank würden. Und die ansteigenden Krankenzahlen der letzten Wochen und die Erfahrungen aus anderen Regionen der Erde haben gezeigt: Das Virus ist unglaublich schnell, wenn man es lässt. Darum habe ich auch als eine der ersten hier in der Region entschieden und öffentliche Gebäude geschlossen und Veranstaltungen abgesagt. Darum haben Bund und Länder Konjunkturpakete nie dagewesener Größe beschlossen, um alle die Verluste und Schäden unseres Wirtschaftssystems, unserer Einkommen, irgendwie auszugleichen. Trotzdem müssen wir sehen, was das alles für unser Zusammenleben bedeutet. Ich habe am Wochenende beim Einkaufen ein Auto mit Hamburger Kennzeichen neben mir gehabt, aus dem eine vierköpfige Familie stieg: „Was machen die hier“, habe ich mich gefragt. „Müssen die zu viert einkaufen?“ Ich weiß nicht, was sie gemacht haben und es geht mich auch nichts an. Jedenfalls sicher nicht, wenn ich vor einem Lübecker Supermarkt stehe. Wir können diese Arbeit getrost der Polizei und den Ordnungsbehörden überlassen. Trotzdem sollten wir uns alle immer wieder überprüfen, ob wir das was wir tun auch tun müssen. Ich habe bei meinem Einkauf sehr lange nach einem bestimmten Paniermehl gesucht und mich geschämt, weil ich mich dadurch viel länger als nötig im Supermarkt aufgehalten habe. Ich habe neulich auf einem Foto selbst zu dicht neben Kollegen gestanden, einfach, weil wir es in dem Moment vergessen haben. Ich habe mich jetzt entschlossen, dass ich das Bußgeld, das ich eine Woche später hätte bezahlen müssen, jetzt dem Fonds „Stockelsdorf hilft“ der Bürgerstiftung spenden werde. Spendenkonto: IBAN DE45 2135 2240 0134 9583 54. Wenn Sie selbst Soforthilfe brauchen, weil Sie durch Corona in Not geraten sind melden Sie sich gerne direkt. Ansprechpartner in der Verwaltung: Frau Scheel Tel. 0451/4901200 oder per mail: stockelsdorfhilft@stockelsdorf.de.
Ostern ist mein liebstes Familienfest, normalerweise treffe ich Ostern wirklich immer meine gesamte Familie. Dieses Jahr nicht. Aber so wie von uns allen als Bevölkerung erwartet wird, dass wir diese Einschränkungen unserer Grundrechte hinnehmen, erwarte ich als Bürgerin, dass Wege entwickelt werden, die aus diesen Beschränkungen herausfinden. Sicherlich kein richtiger Weg ist es, eine Woche vor Ostern Familienbesuche mit mehr als einer haushaltsfremden Person unter Strafe zu stellen und im Hamburger Randgebiet Jogger und Spaziergänger zu jagen und dann pünktlich zu Gründonnerstag zu verkünden, dass man Mutti doch besuchen darf. Ich persönlich fühle mich davon verarscht. Und ich glaube das geht nicht nur mir so.
Trotz allem wünsche ich Ihnen schöne Ostertage. Und ganz wichtig: Bleiben Sie gesund!
Ihre Bürgermeisterin
Julia Samtleben