Szenische Lesung - Die Frauen vom Jungfernstieg
Arbeiterin, Unternehmerin und Künstlerin im Hamburg der Jahrhundertwende
Noch heute benutzen wir täglich Produkte wie Nivea oder Leukoplast. Doch welche Geschichte steckt dahinter?
Am Mittwoch den 11. Mai 2022 findet um 19 Uhr im Sitzungssaal des Rathauses der Gemeinde Stockelsdorf eine Lesung mit Lena Johannson statt.
Die Autorin gibt mit ihrer Roman-Trilogie „Die Frauen vom Jungfernstieg“ Einblicke in das Leben dreier Freundinnen, die als Unternehmergattin, als Künstlerin und als verwitwete Arbeiterin eng mit dem Hamburger Unternehmen Beiersdorf verbunden sind. Übrigens hat nur die Unternehmergattin wirklich existiert, die anderen beiden entspringen Johannsons Fantasie und stehen für die Themen Kunst und Arbeiterbewegung des 19. Jahrhunderts.
Obwohl die Romane nach wahren Begebenheiten aus der Zeit vor über 110 Jahren geschrieben wurden, sind erstaunliche Parallelen zur Gegenwart festzustellen. Lena Johannson: „Was in meinem Roman die Cholera war, hat sich heute mit der Pandemie in ähnlicher Form wiederholt. Ich hätte gedacht, die Menschen würden aus solchen Ereignissen lernen, aber die Schwierigkeiten, Corona in den Griff zu kriegen, zeigten ein anderes Bild“. „Auch die Unterstützung alleinerziehender Frauen durch Kinderbetreuung und finanzielle Entlastung ist noch immer unzureichend“, so Buchhändlerin Juliane Hagenström von der Bücherliebe.
Die Unterschiedlichkeit der drei Protagonistinnen spiegelt die Vielfalt der damaligen Gesellschaft wider. „Besonders die Arbeiterin stellt Missstände wie unfaire Bezahlung von Frauenarbeitsplätzen fest und setzt sich für eine Gleichbehandlung ein. Andere Bedingungen wie das Verbot, sich als Frau im Senat zu engagieren und sich an Wahlen zu beteiligen oder als Frau zu studieren, wurden erst im Lauf des 20. Jahrhunderts durch das hartnäckige Engagement vieler Frauen abgeschafft“, so Gudrun Dietrich.
Autorin Lena Johannson ist fasziniert vom Unternehmerehepaar Oskar und Gerda Troplowitz, die das Unternehmen Beiersdorf in seinen Anfängen gekauft und kontinuierlich modernisiert haben. Die betrieblichen Neuerungen wie Senkung der Arbeitsstundenzahl bei Lohnausgleich, Mittagessen oder die Stillstube für Mitarbeiterinnenkinder hatten Einfluss auf die gesellschaftlichen Rahmenbedingungen - oft gegen den Widerstand anderer Unternehmer und Kaufleute, was Troplowitz deutlich zu spüren bekam. Auch die Kunstsalons in ihrem Hause brachte frischen Wind in die Hansestadt.
Durch schauspielerische Beiträge der Bühnenpoetin HannaH Rau wird die Lesung zu einem lebendigen Ereignis.
Im Anschluss lädt Lena Johannson zum Gespräch ein und signiert die zum Verkauf angebotenen Bücher.
Die Veranstalterinnen, Buchhandlung Bücherliebe aus Stockelsdorf und die Gleichstellungsbeauftragte der Gemeinde Stockelsdorf, freuen sich auf diese Präsenzveranstaltung im Saal des Rathauses. Eintrittskarten sind für 10 € in der Bücherliebe erhältlich.