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16.11.2021

25. November - Internationaler Tag gegen Gewalt an Frauen
Informationen in Stockelsdorf – Stärker als Gewalt

Auch in diesem Jahr macht sich die Gemeinde Stockelsdorf wieder stark gegen häusliche Gewalt.

Mit dem Aufruf „Du kannst helfen!“ wird die neue Initiative „Stärker als Gewalt“ bekannt gemacht.
Auf www.stärker-als-gewalt.de finden Betroffene und Angehörige umfassende Informationen und
Hilfsangebote zu den unterschiedlichen Formen von Gewalt. An der Initiative des
Bundesfamilienministeriums beteiligen sich unter anderem die Frauenhäuser, Frauennotrufe,
Männerberatungsstellen und die Bundesarbeitsgemeinschaft kommunaler
Gleichstellungsbeauftragter.

„Wir wollen den Kreislauf von Gewalt stoppen und möchten betroffene Frauen und Männer dazu
ermutigen, sich gegen körperliche und psychische Gewalt zu wehren und sich Unterstützung zu
holen“, so Stockelsdorfs Bürgermeisterin Julia Samtleben. „Außerdem rufen wir dazu auf,
hinzuschauen und Betroffene anzusprechen. Fälle von eskalierender häuslicher Gewalt haben häufig
eine Vorgeschichte. Wir machen die Aktion, weil durch Prävention Gewalt verhindert werden und die
Hilfsbereitschaft in der Bevölkerung erhöht werden kann“, so Julia Samtleben. Auf
www.stärker-als-gewalt.de sind viele gute Beispiele genannt, wie man sich im Privaten, am Arbeitsplatz und in der
Öffentlichkeit gegen Gewalt einsetzen kann, ohne sich selbst zu gefährden.

„Auch Männer, die sexuelle und häusliche Gewalt erlebt haben, bekommen Hilfe. Telefonische oder
persönliche Ansprechpartner gibt es bei der Männerberatung in Elmshorn, Kiel und Flensburg“, so
Gleichstellungsbeauftragte Gudrun Dietrich.

Die Gemeinde möchte ausserdem bekannt geben, dass das Angebot der Vertraulichen
Spurensicherung bei der Rechtsmedizinischen Ambulanz Schleswig-Holstein ausgeweitet wurde. Es
wurden Untersuchungsräume in Eutin und Oldenburg eingerichtet, so dass Betroffene nicht mehr ins
UKSH nach Lübeck fahren müssen. Ruth Taschendorf vom Frauennotruf Ostholstein: „Die
Verletzungen und Spuren von häuslicher Gewalt werden untersucht, gerichtsverwertbar
dokumentiert und pseudonymisiert gespeichert, ohne dass dies an eine Anzeige geknüpft ist. Die
Betroffenen können zur Ruhe kommen und später überlegen, ob sie Anzeige erstatten möchten. Für
diesen Fall hätten sie dann Beweise. Das Angebot ist kostenlos, und eine erste telefonische Beratung
am Universitätsklinikum SH in Lübeck kann auch anonym erfolgen. Hier kann ein Termin für Eutin
oder Oldenburg vereinbart werden“.

Der Frauennotruf Ostholstein verzeichnet seit ein paar Monaten einen deutlichen Anstieg der
gemeldeten Fälle von häuslicher Gewalt. „In diesem Jahr sind wir bei aktuell 43 Wegweisungen, die
von der Polizei übermittelt werden, das sind bereits Mitte November mehr als doppelt so viele wie in
2020. Bei den Datenübermittlungen ohne Wegweisung sind wir ebenfalls bei 43 Einsätzen. Die
Beratungsarbeit und Krisenintervention bindet viele Ressourcen. Die Themen decken die ganze
Palette ab: Partnerschaftsgewalt inklusive psychischer Gewalt, sexuelle Übergriffe, Stalking“, so die
Beraterin.

Eine Mitarbeiterin des Frauenhauses Ostholstein beschreibt die Situation mit folgenden Worten:

„Die Frauenhäuser in OH und SH sind mehr als ausgelastet. Viele Frauen und Kinder können in ihrer
Notlage nicht aufgenommen werden. Teilweise waren wochenlang keine Plätze in Schleswig-Holstein
zu bekommen. Weitere Probleme sind die Finanzierung der Frauenhäuser und die Zuständigkeiten
der Behörden, wenn wir Frauen mit Kindern aus anderen Bundesländern aufnehmen. Ein teilweise
unsensibler Umgang mit persönlichen Daten erschwert unsere Arbeit sehr. Viele der Frauen und
Kinder sind zudem hoch traumatisiert. Hilfe ist kaum zu erhalten, da es kaum Therapeut*innen gibt,
die z. B. Therapien auf arabisch/farsi usw. anbieten. Und bezahlbaren Wohnraum für die Frauen, die
das Frauenhaus verlassen können, gibt es nach wie vor zu wenig.“

Die Stockelsdorfer Gleichstellungsbeauftragte hat als Sprecherin der Landesarbeitsgemeinschaft der
kommunalen Gleichstellungsbeauftragten in einem Schreiben an die Landesregierung den
bedarfsgerechten Ausbau der Frauenhäuser mit mehr Plätzen gefordert. „Das würde der Istanbul-
Konvention zur Beseitigung von Gewalt gegen Frauen, die Deutschland 2017 unterzeichnet hat,
entsprechen. Zudem sollen die realen Betriebs- und Mietkosten übernommen werden, und die
personelle Ausstattung der Frauenhäuser muss dem Bedarf angepasst werden. Damit die
Frauenhäuser sofort Frauen und ihre Kinder, die vor Gewalt fliehen, aufnehmen können, sollte das
Land Schutzwohnungen anmieten“, so Dietrich.

Um Betroffenen zu helfen, ist das Sprechen über Gewalt der erste Schritt. Die Feinbäckerei Schüler
unterstützt diese Aktion wieder in ihren Filialen in Stockelsdorf, Bad Schwartau und in der
Ziegelstraße. „Wir geben in der Aktionswoche ab dem 22.11.21 besondere Brötchentüten aus, die
mit der Telefonnummer des Hilfetelefons und wichtigen Websites bedruckt sind. So erreichen wir
alle Kund:innen und machen auf das Thema aufmerksam. Ausserdem legen wir Infomaterial aus. Wir
merken, dass viele Menschen durch die Pandemie angespannter und aggressiver sind als vorher und
möchten einen Gegenpol setzen“, so die Inhaberin Bettina Schüler. In Schleswig-Holstein werden
insgesamt 320.000 dieser Brötchentüten unter dem Motto „Gewalt kommt nicht in die Tüte“ in 300
Verkaufsstellen von 44 Bäckereien ausgegeben. „Die langjährige Kooperation hat sich bewährt, weil
wir dadurch sehr viele Menschen erreichen, die die Information weitergeben oder für sich nutzen
können“, so Dietrich. In Stockelsdorf wird ein pinkes Infofahrrad tagsüber vor der Filiale der
Feinbäckerei Schüler stehen, aus dem sich alle Passant:innen Flyer mitnehmen können. Außerdem
informiert das Fahrrad über das „Rad der Gewalt“.

www.stärker-als-gewalt.de
Email: maennerberatung.flensburg@profamilia.de, maennerberatung@fnrkiel.de,
maennerberatung@wendepunkt-ev.de
bundesweites Hilfetelefon in 17 Sprachen, 24 Stunden erreichbar: 08000 116 016, www.hilfetelefon.de
www.Frauenhaus-suche.de
Frauenhaus Ostholstein Tel.: 4521 8264410
Frauennotruf Ostholstein Tel.: 045 21 730 43
www.vertrauliche-spurensicherung-sh.de, Tel.: 0451 500-15 951